Sowjetische Besetzung Ostpolens

Sowjetische Besetzung Ostpolens
Teil von: Zweiter Weltkrieg

Parade der Roten Armee in Lwiw (Lwów/Lemberg), 1939
Datum 17. September 1939 bis Juni 1941
Ort Polen, Litauen, Sowjetunion: Weißrussland, Ukraine
Casus Belli Hitler-Stalin-Pakt unter Verletzung des Briand-Kellogg-Pakts
Ausgang Sowjetischer Sieg
Folgen Eingliederung Ostpolens in die Sowjetunion und Rückgabe des Wilna-Gebietes an Litauen
Konfliktparteien

Polen 1928 Polen

Sowjetunion 1923 Sowjetunion

Befehlshaber

Edward Rydz-Śmigły

Michail Kowaljow (Weißrussische Front),
Semjon Timoschenko (Ukrainische Front)

Truppenstärke

20.000 Soldaten des Grenzschutzkorps der polnischen Armee

620.000–800.000 Soldaten
4.700 Panzer
3.300 Flugzeuge

Verluste

3.000 – 7.000 Tote und Vermisste
20.000 Verwundete
230.000 – 452.500 Kriegsgefangene[1]

3.000 Tote
10.000 Verwundete[2]

Die sowjetische Besetzung Ostpolens begann mit dem Einmarsch der Roten Armee am 17. September 1939, nachdem deutsche Truppen am 1. September 1939 Polen überfallen und die polnischen Hauptstreitkräfte bei Kutno eingekesselt hatten. Die letzten regulären polnischen Einheiten kapitulierten am 6. Oktober 1939. Die Besatzungszeit war gekennzeichnet durch die Umgestaltung der Gesellschaft nach sowjetischem Muster und begleitet von Terror, Massenerschießungen und Deportationen.

Im geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 war eine Demarkationslinie vereinbart worden, die die jeweiligen Interessengebiete trennte. Im deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 wurde die Demarkationslinie etwas verändert, um eine klarere ethnische Aufteilung der Gebiete zu erreichen. Großbritannien und Frankreich hatten zwar eine Garantie für die Unabhängigkeit Polens abgegeben, griffen aber nicht ein.

Josef Stalin erklärte, der Einmarsch sowjetischer Truppen diene dem Schutz der dort lebenden Ukrainer und Belarussen vor dem deutschen Einmarsch. Die Sowjetunion gewann ein Gebiet von 201.000 km², ungefähr 52,1 Prozent des gesamten polnischen Staates. Knapp 40 % der dort lebenden Menschen sprach Polnisch als Muttersprache, 34 % Ukrainisch und Ruthenisch sowie 15 % Belarussisch und 8,4 % Jiddisch. Außerdem lebten Russen, Litauer, Tataren, Armenier, Deutsche, Tschechen und andere dort, insgesamt 13,2 Millionen Menschen.

In der Besatzungszeit wurden Teile des besetzten Territoriums in die Belarussische und die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert. Von 1939 bis 1941 wurde der Großgrundbesitz enteignet, die Landwirtschaft kollektiviert und Land an Bauern verteilt. Industrie, Handel und Banken wurden verstaatlicht, die Währung auf Rubel umgestellt und das sowjetische Rechts- und Wirtschaftssystem eingeführt. Dadurch wurde die Besetzung auch zu einer gesellschaftlichen Umwälzung.

Durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurden die Kresy ab Juni 1941 wieder zum Kriegsgebiet.

  1. M. I. Mel’tyuhov: Stalin’s lost chance. The Soviet Union and the struggle for Europe 1939–1941. S. 132. (М. И. Мельтюхов: Упущенный шанс Сталина. Советский Союз и борьба за Европу: 1939–1941 (Документы, факты, суждения). — М.: Вече, 2000.)
  2. The Sovietisation of East Poland. In: George Sanford: Katyn and the Soviet massacre of 1940: truth, justice and memory. Routledge, London 2005, ISBN 0-415-33873-5 (online).

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